Igel sind vorwiegend nachtaktiv. Tagsüber schlafen die Stacheltiere in hohem Gras, Laubhaufen, oder unter Steinhaufen. In der Dämmerung beginnt der Igel mit der Suche nach Nahrung und legt dabei, trotz langsamer Fortbewegungsweise, bis zu zwei Kilometer zurück. Hindernisse bis 20 cm Höhe können durch Klettern leicht überwunden werden. Siedeln sich die Igel im Garten an, hat das mehrere Vorteile für den Gartenbesitzer, da die Igel Schnecken, Würmer und Insekten fressen und so zum natürlichen Pflanzenschutz im Garten beitragen.
Ein Igel im Garten – Was ist zu tun?
Findet ein Igel im Garten eine gut strukturierte Fläche vor, kann es sein, dass er beschließt, sich dauerhaft an diesem Ort anzusiedeln. Du wirst dann vor allem in der Dämmerung und den frühen Morgenstunden Igel beobachten können. In der Nacht ist meistens nur das Tapsen der kleinen Füße zu hören.
Hast du einen Igel gefunden, beobachte seinen Gesundheitszustand. Läuft ein Igel untertags durch deinen Garten und rollt sich bei Gefahr zusammen, ist er wahrscheinlich in seinem Versteck aufgestöbert worden. Ist ein Igel sehr hungrig und benötigt für den Aufbau der Fettschicht für den Winter noch Futter, kann es sein, dass er auch tagsüber nach Nahrung sucht. Diese Igel solltest du aufmerksam beobachten und zusätzlich füttern. Liegt der Igel ohne Reaktion apathisch auf dem Gras und rollt sich nicht mehr zusammen, ist er krank oder verletzt und benötigt deine Hilfe.
Ein gesunder Igel hat klare, glänzende Augen, beobachtet aufmerksam seine Umgebung und rollt sich bei Gefahr zusammen.
Gesund oder krank?
Gesunde Igel im Garten haben glänzende, klare Augen. Sie beobachten aufmerksam ihre Umgebung und pfauchen bei Gefahr, oder rollen sich zu einer Kugel zusammen.
Bei kranken Igeln sind die Augen meistens kaum sichtbar. Der Igel ist abgemagert und reagiert auch nicht, wenn du dich ihm näherst. Dieser Igel benötigt auf alle Fälle deine Hilfe.
Was tun bei kranken oder verletzten Igeln?
Bergen, untersuchen und Parasiten entfernen
Zuerst solltest du untersuchen, ob der Igel verletzt ist. Dazu kannst du ihn mit dicken Handschuhen aufheben, oder für den Transport ein mehrfach zusammengelegtes Handtuch verwenden. Du legst das Handtuch über den Rücken des Igels und kannst ihn so problemlos aufheben, ohne selbst von den Stacheln verletzt zu werden. Untersuche auch den Bauch und die Pfotenballen auf eventuelle Verletzungen. Entferne Eier von Fliegen, Maden und Zecken mit einer Pinzette. Drehe die Zeckenzange bei der Entfenung der Parasiten nicht, sondern ziehe diese in gerader Richtung nach oben.
Ist ein Igel von Parasiten wie z.B. Zecken oder Fliegeneiern befallen, solltest du diese mit einer Pinzette oder Zeckenzange entfernen.
Sind Flöhe zwischen den Stacheln des Igels sichtbar, solltest du diese ebenfalls entfernen. Dazu eigent sich ein Spray mit Kokosöl oder Sonnenblumenöl. Verwende bitte keine Spot on Präparate, die für Hunde oder Katzen zugelassen sind. Diese sind viel zu hoch dosiert und verursachen Vergiftungssymptome und im schlimmsten Fall den Tod des Igels. Igel sollten auch nicht mit Flohshampoo gebadet werden.
Sichtbare Verletzungen sollten vorsichtig gereinigt und desinfiziert werden. Am besten suchst du mit dem Tier einen Tierarzt auf.
Körpertemperatur kontrollieren
Kontrolliere die Körpertemperatur des kranken Igels. Fühlt sich der Bauch kalt an, solltest du das Tier aufwärmen. Fülle eine Wärmeflasche mit 35 Grad Celsius heißem Wasser und wickle sie in ein Handtuch. Kontrolliere die Temperatur mit deiner Hand. Dann kanst du den Igel darauf setzen und mit einem weiteren Tuch abdecken. Achtung: Aus Tüchern heraushängende Fransen können sich um die Füße oder Stacheln des Igels wickeln und Verletzungen verursachen. Falls du keine Wärmeflasche zu Hause hast, kannst du auch eine 25 Watt starke Glühbirne zum Aufwärmen des Igels verwenden. Rotlichtlampen sollten nicht eingesetzt werden, da die abgesonderte Hitze zu Verbrennungen führt.
Bestimme das Geschlecht des Igels. Bei Männchen ist der Penis direkt unter dem Nabel sichtbar. Bei weiblichen Igeln kannst du den Nabel nicht sehen. Die Scheide befindet sich nahe des Afters. Handelt es sich bei dem Igel um ein säugendes Muttertier, solltest du unbedingt versuchen, das Nest mit den Igel Babys zu finden, damit diese nicht verhungern.
Futter und Wasser anbieten
Als nächstes kann du dem Igel Wasser und Futter anbieten. Milch, Milchprodukte, Obst und Gemüse sind als Igelfutter nicht geeignet, da sie Verdauungsstörungen mit Durchfall verursachen. Du kannst am besten nasses Hunde- oder Katzenfutter ohne Getreide verwenden, um den Igel zu füttern. Trockenfutter muss immer zuerst eingeweicht werden. Auch angebratenes Rindfleisch oder Hühnerfleisch ist zur Fütterung von Igeln geeignet. Gut angenommen werden auch getrocknete Mehlwürmer oder Garnelen.
Ist der Igel zu schwach, um selbstständig zu fressen, kannst du Fencheltee und püriertes Futter mit einer Pipette oder Spritze eingeben.
Bessert sich das Befinden des kranken Igels nicht innerhalb weniger Stunden, solltest du das Tier von einem Tierarzt untersuchen lassen.
Versorgung von Igel Babys
Werden Igel Babys mit geschlossenen Augen und Ohren (unter zwei Wochen alt) ohne ihre Mutter, oder außerhalb des Nestes aufgefunden, ist sofortige Hilfe wichtig. Wärme den kleinen Igel auf und flöße ihm lauwarmen Tee (Fencheltee, Kamillentee) ein. Frisst das Igel Baby bereits selbstständig, wiege dieses bitte ab. Setze dich sofort mit der Igelhilfe oder einer Igelstation in Verbindung. Igelsäuglinge sollten nur von Personen mit entsprechender Erfahrung aufgezogen werden. Ältere Igelkinder mit einem Gewicht unter 700 Gramm kannst du wie einen erwachsenen Igel versorgen.
Das kannst du für Igel in deinem Garten tun
- Je strukturierter ein Garten ist, umso eher werden sich Igel darin ansiedeln. Der Zugang zum Garten sollte nicht komplett durch Trockenmauern oder Zäune versperrt sein. Ideal ist eine Begrenzung durch dichte Hecken.
- Holzstöße oder Steinhaufen mit Höhlen werden gerne als Schlafhöhlen oder Unterschlupf bei Regen und Sturm genutzt. Steine speichern Sonnenwärme und können auch bei kühlerem Wetter als angenehm warme Liegeplätze von Igeln genutzt werden.
- Reisighaufen mit Laub bieten ideale Verstecke. Haufen, die nur aus Blättern bestehen, können die Igel nicht ausreichend vor der Nässe des Regens schützen.
- Untersuche vor dem Mähen des Grases den Garten, um sicherzustellen, dass keine Igel aktiv sind. Sie könnten durch die Klingen des Rasenmähers verletzt werden. Mähroboter sollten nie in den Dämmerungsstunden oder bei Nacht eingesetzt werden, um die Igel nicht zu gefährden.
- Verwende keinen Kunstdünger oder Pflanzenschutzmittel. Diese sind für Igel oft tödlich. Igel fressen Schnecken, Würmer und Insekten. Sind diese durch chemische Mittel vergiftet worden, nehmen auch die Igel das Gift auf und sterben daran.
- In Maschendraht, Plastikplanen, weggeworfenem Müll (Plastikbecher) können sich Igel verfangen und verletzen.
- Lichtschächte, Regentonnen oder Schwimmbecken sollten immer abgedeckt sein. Als Alternative bietet sich eine Ausstiegshilfe, Bretter oder Äste, für Igel und andere Tiere an.
- Frisches Trinkwasser sollte immer in flachen Schalen angeboten werden.
- Um das Nahrungsangebot für die Igel zu erhöhen, kannst du Ohrwurmhäuser aufhängen. Die Ohrwürmer sind nachtaktiv und gehören zu den bevorzugten Leckerbissen für Igel. Igel im Garten zu füttern ist nur im Frühjahr oder bei einem zu frühen Einruch des Winters notwendig.
Lebensraum für Igel im Garten schaffen
Zusätzlich zu Reisighaufen und Steinhaufen kannst du den Igeln zusätzlichen Lebensraum bieten. Igelhäuser bieten den Igeln Unterschlupf bei Regen und Sturm und ein angenehm warmes Winterquartier. Ein Igelhaus sollte gegen den Boden abgedichtet sein, damit die unteren Bretter nicht zu faulen beginnen. Das Holz muss wetterfest sein.
Am besten wird das Igelhaus in einer vor anderen Tieren, wie Hunden und Katzen, geschützten Ecke des Gartens aufgestellt. Abgedeckt mit Reisig und Laub bietet das Igelhaus dem Igel im Garten einen idealen Unterschlupf. Igelhäuser können auch fertig gekauft werden. Ein Beispiel dafür ist der Igel Iglu aus einem Stahlgerüst und Korbgeflecht mit einem Tunnel als Eingang. Das wasserdichte Dach schützt den Igel vor Nässe. Trotzdem sollte der Iglu mit Reisig abgedeckt werden. Igelhäuser aus Holz und recycelten Agrarabfällen lassen sich leicht reinigen. Die Wände sind atmunsaktiv, im Inneren kann sich keine Nässe stauen. Igelkuppeln verfügen über einen isolierten Boden und können auch vom Igel im Winter für den Winterschlaf genutzt werden. Eine zusätzliche Isolierung erfolgt durch Reisig, Blätter und Stroh. Geflochtene Igelkörbe sind vor allem als Unterschupf während der warmen Jahreszeit und als Nistplatz für die Jungen geeignet.
Du kannst ein Igelhaus in der Nähe eines Insektenhotels aufstellen. So finden die Igel immer reichlich Nahrung.
Igel füttern oder als Haustier halten?
Igel ernähren sich vor allem von Schnecken, Würmern, Insekten. Auch Gelege mit Vogeleiern werden nicht verschont. Obst lassen die Igel links liegen. Nur Äpfel auf Streuobstwiesen, die leckere Würmer enthalten, finden Beachtung. Solange das Nahrungsangebot reichlich vorhanden ist, musst du Igel im Garten nicht füttern. Lange Trockenperioden oder Kälteeinbrüche können zu einem Nahrungsmangel führen. In diesem Fall solltest du die Igel füttern. Igelfutter oder Rührei ohne Salz sind dann immer willkommen.
Igel sind Wildtiere, die nicht als Haustiere gehalten werden dürfen. Es sei denn, der Igel hat für den Winterschlaf nicht genügend Fett eingelagert.
Abhängig von der Jahreszeit wiegen ausgewachsene Igel zwischen 800 und 1500 Gramm. Während des Winterschlafs gehen 40 % des Körpergewichts verloren. Ab 600 Gramm Körpergewicht haben junge Igel bereits gute Chancen, den Winterschlaf von November bis Mai zu überleben. Igel, die unter 600 Gramm wiegen, oder aufgrund von Parasitenbefall husten, solltest du mitnehmen und beim Tierarzt oder einer Igelstation untersuchen lassen.
Da sich die Igel sehr schnell an die Temperatur in einer geheizten Wohnung gewöhnen, ist das Aussetzen in der Natur erst im späten Frühjahr wieder möglich. Auch in menschlicher Obhut sollte der Igel seinen Winterschlaf halten. Als Schlafhäuschen kann ein Karton (40 x 40 cm) oder ein Holzhäuschen verwendet werden. Dieses wird mit reichlich Zeitungspapier und Heu ausgestopft. Du solltest kein Styropor verwenden, da das Material nicht atmungsaktiv ist und sich im Inneren des Häuschens Feuchtigkeit ansammelt. Die Temperatur im Winterquartier sollte unter 6 Grad Celsius liegen. Schläft der Igel nicht ein, versorge ihn für drei Tage nur mit Wasser, aber nicht mit Nahrung. Nützt auch das nichts, und der Igel bleibt weiterhin aktiv, ist er möglicherweise krank und du solltest mit dem Tier einen Tierarzt aufsuchen.
Sobald die Temperaturen steigen, müssen gesunde Igel ausgewildert werden. Das erfolgt am besten am ursprünglichen Fundort. Im Garten wird ein Futterhäuschen aufgestellt, das du für 2 Wochen abends noch mit Futter versorgst.
Europäische Igel sind Wildtiere, die unter strengem Naturschutz stehen. Sie sind grundsätzlich keine Haustiere, geschweige denn Kuscheltiere und müssen immer wieder in die freie Natur entlassen werden.