Die ungewollte Vermehrung von Hunden stellt vor allem Länder mit einer großen Straßenhundepopulation vor große Probleme. Die sich von Abfällen ernährenden Hunde sind häufig in schlechtem gesundheitlichem Zustand und werden auch als Überträger von Krankheiten gefürchtet. In solchen Ländern sind Kastrationsprogramme sinnvoll und helfen, das Leid von Streunerhunden zu verringern. Aber ist der Hund kastrieren auch wirklich sinnvoll, bei Tieren welche gut versorgt in der Obhut von Menschen leben? Oder dient der Eingriff mehr der einfacheren und bequemeren Haltung? In diesem Artikel erfährst du, welche Vorteile und Nachteile die Kastration für deinen Hund hat und welche anderen Methoden angewendet werden können, um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern.
Welche Gründe gibt es, um einen Hund zu kastrieren?
- Einige Rüden verhalten sich gegenüber Artgenossen unduldsam und reiten ständig auf. Andere Hunde werden eher gemobbt. Hier kann es helfen, den Hund zu kastrieren. Aber Achtung: Nicht jedes Verhalten ist durch Hormone verursacht. Fehler in der Erziehung können natürlich nicht mit der Kastration der Hunde beseitigt werden.
- Hündinnen werden zweimal pro Jahr läufig. Während der Blutungen kannst du die Wohnung vor Verschmutzungen schützen, indem du der Hündin eine Läufigkeitshose mit Einlagen anziehst. Zusätzlich ist der Aktionsradius mit einer hitzigen Hündin stark eingeschränkt. Hundezonen solltest du nicht betreten. Und auch beliebte Ausflugsorte müssen eher gemieden werden. Während des Urlaubs kann das Mitführen einer läufigen Hündin zu Problemen führen. Eine Kastration der Hündin beseitigt das Problem dauerhaft, da keine Läufigkeitszyklen mit Blutungen mehr auftreten. Oft ist es für Halter bequemer, nicht mehr ständig während einer Läufigkeit auf den Vierbeiner achten zu müssen.
- Ist dein Rüde bereits älter, können durch eine Vergrößerung der Prostata Probleme beim Absatz von Harn und Kot auftreten. Wird nur die Prostata durch einen chirurgischen Eingriff verkleinert, beginnt das restliche Gewebe nach der Operation unter dem Einfluss der in den Hoden gebildeten Hormone wieder zu wuchern. Die Probleme treten nach kurzer Zeit erneut auf. Nur eine gleichzeitige Kastration der Hunde verspricht einen dauerhaften Erfolg.
Beim Rüden kann mit der Kastration auffälliges und störendes Verhalten minimiert werden, nicht aber Erziehungsfehler.
Kastration Rüde
Vorteile der Kastration von Rüden
Die Hoden und Nebenhoden werden bei der Kastration vollständig entfernt. Hodentumoren und Vergrößerungen der Prostata können im Senioralter nicht mehr auftreten. Das Risiko für die Bildung von Perianaltumoren (kleine, runde Tumoren in der Umgebung des Afters) sinkt auf Null. Läufige Hündinnen in der Umgebung werden ignoriert, dein Rüde jault nicht mehr ständig und verweigert auch nicht sein Futter.
Nachteile der Kastration von Rüden
Einen Hund kastrieren kann auch nachteilige Folgen haben. Der Hund verwertet sein Futter besser als ein nicht kastrierter Rüde. Gemeinsam mit Bewegungsmangel entsteht so schnell Übergewicht mit weiteren gesundheitlichen Folgen, wie Diabetes mellitus, Herz- und Kreislauferkrankungen und Arthrosen. Wird die Kastration beim Hund schon vor der Geschlechtsreife durchgeführt, bleibt das kindliche Verhalten oft bestehen. Dein Rüde wird zierlicher gebaut sein, das Fell ist fein und ähnelt dem Welpenfell.
Kastration Hündin
Vorteile der Kastration der Hündin
Die Hündin wird nicht mehr zweimal im Jahr läufig. Die an die Blutung anschließende Scheinträchtigkeit, die durch eine Hormonumstellung ausgelöst wird, wird vermieden. Die Zitzen deiner Hündin schwellen nicht mehr an und sondern auch keine Milch ab. Dadurch wird das Risiko, dass im Bereich des Gesäuges ein bösartiger Tumor entsteht, gesenkt. Nach dem Ende der Blutung ist der Muttermund für einige Zeit leicht geöffnet. Bakterien können in die Gebärmutter wandern und Entzündungen verursachen. Kann der Eiter nicht abfliessen, spricht man von einer geschlossenen Pyometra.
Wird die Gebärmutter nicht operativ entfernt, stirbt deine Hündin, da der Uterus platzt und die Bakterien sich im gesamten Körper ausbreiten. Bei einer offenen Pyometra (Eiter fließt aus der Gebärmutter) muss ebenfalls eine Operation mit Entfernung des Uterus erfolgen, um eine Sepsis und den Tod des Tieres zu vermeiden. Während dieser Operationen ist das Narkoserisiko um ein Vielfaches höher als während einer normalen Kastration, da meistens die Leber bereits durch Bakteriengifte geschädigt wurde.
Nachteile der Kastration der Hündin
Ebenso wie bei Rüden kann nach dem Eingriff Übergewicht durch bessere Verwertung der Futterration auftreten. Dieses Risiko kann durch spezielles Futter für kastrierte Hunde minimiert werden. Einige Hündinnen reagieren nach der Kastration aggressiver auf andere Hündinnen, da der Prostaglandinspiegel im Blut stark absinkt. Nach dem operativen Eingriff kann durch Schwächung des Gewebes des Beckenbodens Harninkontinenz auftreten. Der ständige Velust von Harntröpfchen wird durch Verabreichung von Medikamenten behandelt.
Durch das Kastrieren der Hündin wird die Läufigkeit, Blutung und Scheinträchtigkeit verhindert.
Ist die Sterilisation des Hundes eine Alternative zur Kastration?
Bei einer Sterilisation eines Hundes werden die Geschlechtsorgane nicht entfernt. Bei Rüden werden die Samenleiter durch Klammern unterbrochen, bei Hündinnen die Eileiter abgebunden. Läufigkeit, Hormonschwankungen, Eisprung und Blutung finden weiter statt. Verrutschen die Klammern nach der Sterilisation des Hundes, ist der Rüde in der Lage Nachwuchs zu zeugen. Eine Sterilisation wird daher selten durchgeführt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, einen Hund zu kastrieren?
Frühkastrationen vor der Geschlechtsreife, oft schon im Alter von drei Monaten, sind mit vielen Nachteilen verbunden. Der Körper ist bei der Kastration des Hundes noch nicht voll entwickelt, die Harnröhre ist nur eng ausgebildet. In den späteren Lebensjahren können eventuell vorhandene Blasensteine oder grober Blasensand in der Harnröhre deines Hundes stecken bleiben und diese verschließen. Der gebildete Harn staut sich bis zur Niere zurück. Durch die Ansammlung von Stoffwechselendprodukten entsteht eine Vergiftung.
Das Fell sehr früh kastrierter Hunde ist dünn und fein. Es wird nicht ausreichend Unterwolle gebildet. Die Temperaturregulation ist gestört.
Der beste Zeitpunkt, um Hunde zu kastrieren, ist der Eintritt in das Erwachsenenalter. Abhängig von der Rasse und Größe des Hundes ist das zwischen dem achten Monat und zweiten Lebensjahr der Fall. Größere Hunderassen benötigen längere Zeit für Wachstum und Zahnwechsel als kleine Hunderassen. Bei Hündinnen liegt der günstigste Zeitpunkt für die Kastration zehn bis zwölf Wochen nach der ersten Läufigkeit. Die Hündin ist vollständig ausgewachsen, der Hormonzyklus ist beendet. Da die Milchleiste deiner Hündin zu diesem Zeitpunkt bereits wieder abgeschwollen ist, kann die Zeit bis zur nächsten Läufigkeit für die Kastration genutzt werden.
Von der Frühkastration des Hundes raten wir dringend ab. Der Körper und die Geschlechtsorgane deines Hundes sollten vollständig entwickelt sein, ansonsten drohen gesundheitliche Spätfolgen und der Hund bleibt in der Entwicklung zurück.
Kastration des Hundes Kosten
Abhängig von der angewendeten Operationsmethode fallen bei der Kastration eines Hundes Kosten für Narkose, Operationsmaterial und tierärztlichen Aufwand an. Am günstigsten ist es, einen Rüden zu kastrieren. Die Bauchhöhle muss nicht eröffnet werden. Die Operation ist einfacher und nimmt weniger Zeit in Anspruch als die einer Hündin.
Bei weiblichen Hunden kann die Kastration durch Eröffnung des Bauchraumes im Bereich der Faszienlinie, an der die Bauchmuskeln zusammenstossen, erfolgen. Eine aufwendigere und teurere Methode ist die endoskopische Kastration.
Die Kastration von Rüden ist weniger aufwändig und demzufolge auch preisgünstiger als bei Hündinnen.
Ablauf der Kastration beim Hund
Bevor das Hund kastrieren möglich ist, muss der Gesundheitszustand deines Vierbeiners überprüft werden. Vor der Narkose wird dein Hund klinisch untersucht, der Blutdruck wird gemessen. Mit einer Blutuntersuchung werden die Funktionen von Leber, Niere und Schilddrüse überprüft. Die Blutsenkung und die Blutgerinnung werden gemessen. Die ordnungsgemäße Funktion des Herzens wird mittels Ultraschall oder Röntgen untersucht. Dein Hund bekommt die Operationsfreigabe nur, wenn er vollständig gesund ist. Vor der Operation darf dein Hund für bis zu zwölf Stunden keine Nahrung zu sich nehmen, nur Wasser ist erlaubt.
Ablauf der Operation beim Rüden
Sobald sich dein Hund in Narkose befindet, werden die Haare im Bereich des Hodensackes rasiert. Die Haut wird gereinigt und desinfiziert. Der Tierarzt durchtrennt die Hautschichten vor dem Hodensack und verlagert einen Hoden in die Schnittwunde. Der Hoden wird herausgezogen, die Gefäße und der Samenstrang werden abgebunden. Sind die Hodenbänder lang genug, kann der Hoden der anderen Seite durch den gleichen Schnitt vorverlagert, abgetrennt und entfernt werden. Nach der Überprüfung der Leistenringe wird die Operationswunde in mehreren Schichten mit fortlaufenden und Einzelknopfnähten verschlossen.
Nach der Operation kann sich der Hodensack mit Gewebeflüssigkeit füllen. Nach einigen Tagen wird die Flüssigkeit vollständig resorbiert, der Hodensack trocknet langsam ein.
Der Eingriff gehört bei den meisten Tierärzten zu den Routineeingriffen. Trotzdem bestehen Risiken durch die Narkose. Trotz Anwendung einer schonenden Gasnarkose können Zwischenfälle, wie Atemstillstand, Herzversagen oder Ödembildung im Gehirn auftreten. Die Operationswunde kann sich durch Verunreinigungen entzünden. Die Nähte können durch Abstossungsreaktionen des Körpers deines Hundes Fistelbildungen verursachen.
Um die Operationsrisiken möglichst gering zu halten, sollte dein Hund in den ersten Tagen nach der Operation eine Halskrause tragen, damit er nicht an den Nähten schlecken kann. Bei Spaziergängen besteht strenger Leinenzwang, der Kontakt mit frischer Erde, die Bakterien enthält, muss in den ersten drei Tagen vermieden werden. Nach zehn bis vierzehn Tagen werden die Wundnähte entfernt.
Ablauf der Operation bei der Hündin
1. Konventionelle Methode:
Sobald sich deine Hündin in Narkose befindet, wird der Bauch vollständig rasiert. Die Haut im Bereich des Operationsfeldes wird gewaschen und desinfiziert. In der Mittellinie, in der die großen Bauchmuskeln mit einer Faszie verbunden sind, wird der Bauchraum eröffnet. Der Darm wird mit Tüchern zur Seite verlagert. Die Gefäße, die die Eierstöcke mit Blut versorgen, werden abgebunden und durchtrennt. Nach der Vorverlagerung beider Eierstöcke und Uterushörner wird der Körper der Gebärmutter kurz vor dem Muttermund mit einer Naht verschlossen und durchtrennt.
Um das Risiko für die Bildung einer Stumpfpyometra (der verbleibende kurze Stumpf des Uterus entzündet sich) zu verringern, wird möglichst viel Schleimhaut abgetragen. Die abgetrennte Gebärmutter wird entfernt. Peritoneum (Bauchfell), Muskulatur, Unterhautfett und Haut werden in mehreren Schichten mit resorbierbaren Nähten verschlossen. Die Nähte lösen sich von selbst innerhalb von zwei bis drei Wochen auf. Wird nicht resorbierbares Nahtmaterial verwendet, müssen die Faden nach zwei bis drei Wochen gezogen werden.
2. Endoskopische Methode:
Die Bauchhöhle deines Hundes wird mit Kohlöendioxid aufgeblasen. Anschließend wird durch mehrere kleine Schnitte ein Endoskop (Instrument mit Lichtquelle) in die Bauchhöhle eingeführt. Die Gefäße der Eierstöcke werden abgebunden, die Ovarien werden entfernt. Bei dieser Form der Operation werden nur die oberen Teile der Gebärmutterhörner entfernt. Der restliche Teil des Uterus bildet sich einige Zeit nach der Operation zurück. Die Schnitte werden mit resorbiebarem Nahtmaterial verschlossen.
Der Vorteil der endoskopischen Methode liegt in der kleineren Wundfläche. Das in die Bauchhöhle eingebrachte Gas wird über das Bauchfell (Peritoneum)resorbiert.
Auch die Durchführung der Kastration bei einer Hündin gehört in den meisten Tierarztpraxen zu den Routineeingriffen. Endoskopische Operationen werden meistens nur von Kliniken durchgeführt.
Das Hauptrisiko des Eingriffs besteht in dem Narkoserisiko. Durch Abrutschen von Nähten können Blutungen auftreten. Die Operationswunde kann sich durch Verunreinigungen entzünden. Fistelbildung durch Abstossungsreaktionen im Bereich der Nähte sind ebenfalls möglich. Nach dem Eingriff muss deine Hündin für einige Tage eine Halskrause tragen, damit sie die Nähte nicht durch Lecken mit der Zunge aufreissen kann. Um die Operationswunde zu schonen, muss dein Vierbeiner an der Leine geführt werden. Der Kontakt mit frischer Erde ist wegen der Infektionsgefahr in den ersten Tagen unbedingt zu vermeiden.
Gibt es alternative Kastrations-Methoden?
Um einen männlichen Hund zu kastrieren, kann auch eine chemische Kastration angewendet werden. Ein Hormonimplantat (Suprelorin-Implantat) wird in Form eines Chips direkt unter die Haut des Rüden eingesetzt. Der Wirkstoff im Kastration Chip wird über bis zu zwölf Monate ständig im Organismus deines Hundes freigesetzt.
Bei Rüden kann zur chemischen Kastration ein Hormon-Chip eingesetzt werden, welcher bis zu 12 Monate hält.
Wie wirkt ein Hormon-Chip?
Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) geschlechtsreifer Rüden schüttet GnRH (gonadotropes Releasing Hormon) aus und steuert so die Produktion des Geschlechtshormons Testosteron im Hoden. Von dem Hormonchip wird eine Substanz freigesetzt, die dem natürlichen GnRH entspricht, aber keine Produktion von Testosteron auslöst. Der Hypophyse wird vorgetäuscht, dass genügend GnRH im Körper deines Hundes vorhanden ist. Daher werden keine weiteren Botenstoffe ausgeschüttet. Die Bildung der Spermien wird gestoppt, dein Hund wird für mehrere Monate unfruchtbar.
Während der Wirkungszeit kannst du beobachten, wie sich eine Kastration auf das Verhalten deines Hundes (Markieren, Aufreiten oder Lecken an Harnpfützen von Hündinnen) auswirkt. Aggressionen und Erziehungsfehler können durch das Implantat nicht beseitigt werden.
Vorteile des Implantates
Dein Hund ist vorübergehend nicht zur Zeugung von Nachwuchs fähig, Die Hoden schrumpfen, unerwünschtes Sexualverhalten wird nicht mehr ausgeübt. Sobald das Implantat keinen Wirkstoff mehr ausschüttet, werden wieder Spermien gebildet. Die Hoden erreichen in kürzester Zeit wieder die ursprüngliche Größe. Der Chip muss nicht entfernt werden.
Nachteile des Implantates
Bei kleinen Hunderassen hält die Wirkung länger an. Der Kalorienbedarf sinkt, die Futterration muss angepasst werden, um Übergewicht zu vermeiden. Bei langhaarigen Hunden wird die Fellstruktur feiner.