Was ist ein Warmblüter Pferd? Welche Rassen gibt es unter den Warmblütern und was zeichnet diese Pferde aus? Dies und vieles mehr findest du in diesem Artikel über die optimale Kombination aus Kaltblut- und Vollblut-Pferden.
Was sind Warmblüter?
Allgemeines
Ob Kalt-, Voll- oder Warmblut hat bei Pferden nichts mit der Körpertemperatur zu tun, denn diese ist bei allen Pferderassen ca. bei 38° Celsius. Beid dieser Einteilung geht es vor allem um das Temperament der Tiere und ihren Körperbau. Sie sind vom Typ und Bau her eine optimale Mischung aus dem Vollblut und dem Kaltblut. Die Warmblüter haben also Eigenschaften von beiden Pfredetypen. So sind sie beispielsweise temperamentvoller als ein Kaltblut, jedoch weniger nervös und ängstlich als ein Vollblut Pferd. Warmblüter machen den wohl grössten Teil bei den Pferderassen aus – weltweit gibt es über 100 verschiedene Warmblut-Rassen.
Geschichte / Herkunft
Die Zucht der Warmblutpferde nahm im 18. Jahrhundert seinen Anfang. Ziel dieser neuen Zuchten war es, ein verlässliches und ausdauerndes Arbeitspferd welches aber dennoch wendig und schnell ist, für das Militär und die Verwendung in der Landwirtschaft zu erschaffen. Damit dies gelang, wurden diverse Rassen, auch Vollblutpferde wie Araberpferde und englisches Vollblut eingekreuzt. Später wurden die Warmblutpferde auch gerne als Blickfänger für offizielle Zwecke wie Paraden, Ehrungen oder Umzüge eingesetzt.
Heute sind vor allem die deutschen Warmblüter an der Spitze in Reitturnieren. Aber auch als Freizeitpferde sind sie sehr beliebt. Dies ist wohl nicht zuletzt ihrem angenehmen Temperament zu verdanken. Man könnte also sagen, dass die Warmblüter-Rassen die Vorzüge von Kalt- und Vollblut vereinen und deshalb einen solchen Erfolg haben.
Aussehen von Warmblütern
Warmblüter haben einen harmonischen, muskulösen Körperbau, wobei sie alle ein schlankes, sportliches und auch edles Aussehen haben. Dabei sind die Farbvariationen fast unzählig – Je nach Rasse sind fast alle Farben möglich, teilweise auch Falben, Schecken und Schimmel. Das Stockmass kann bis zu 185cm hoch sein.
Die Wesenseigenschaften
Die Mischung aus Kalt- und Vollblut ergibt eine wunderbare Kombination, welche sich auch im Wesen, Charakter und sonstigen Eigenschaften zeigt:
- freundlich
- ehrgeizig
- gelehrig
- sportlich
- vielseitig
- verlässlich
- kontaktfreudig
- ausgeglichen
Zucht von Warmblütern
Früher vor allem von ärmeren Bauern als Arbeits- und Lasttiere verwendet, wurde durch die Einkreuzung von arabischen Vollblütern und teilweise spanischen Rassen auch eine Nutzung im Militär möglich. Durch diese Einkreuzungen wurden die Warmblutzüchtungen muskulöser und wendiger. Ist ein Elternteil eines Fohlens ein reines Vollblut und der andere Elternteil ein Warmblut, so wird dies als Halbblut bezeichnet.
Moderne Warmblut Züchtungen sind eher leicht gebaut und wirken edel und haben eine mittellange Linie. Die Warmblut Zucht ist äusserst flexibel und es kann gezielt auf die Optimierung einzelner Rassesmerkmale hingearbeitet werden. Denn der Grossteil der Warmblut-Pferderassen haben ein offenes Stutbuch. Dies ermöglicht, dass Warmblut-Stuten mit nicht eingetragenen Elterntieren, als Zuchtstuten zugelassen sind. Hierbei dürfen aber die Zuchtziele der jeweiligen Pferderasse nicht aus den Augen verloren werden. Voraussetzung ist, dass solche Tiere die strengen Anforderungen an die Zuchtziele erfüllen müssen. Bedingung bei solchen Kreuzungen ist natürlich auch immer, dass beide Elterntiere gültige Abstammungspapiere haben, um genehmigt zu werden.
In Deutschland gibt es für die verbreiteten Pferderassen Rasseverbände, welche die Hengst- und Stutbücher führen und die Zucht regeln und organisieren.
Warmblüter im Reitsport
Im Spring- und Dressursport nehmen die deutschen Warmblutrassen einen hohen Stellenwert ein. Hierbei sind vor allem Hannoveraner, Oldenburger oder Holsteiner begehrt. Wenn es um die Vielseitigkeit geht, werden häufig Trakehner eingesetzt, dieser gilt als absoluter Allrounder unter den Warmblütern. Warmblüter welche etwas kräftiger gebaut sind wie z.B. das Friesenpferd oder Holsteiner, werden auch gerne im Fahrsport eingesetzt.
Beliebte Warmblut Pferde Rassen
Trakehner im Portrait
Herkunft: Deutschland
Stockmaß: 160 – 170 cm
Gewicht: 450 – 700 Kg
Farben: Alle Faben, selten Schecken
Wesen und Eigenschaften: Trakehner sind vielseitig, sportlich und gutmütig. Diese edle Pferderasse aus Ostpreußen ist extrem leistungsbereit und gelehrig. Sie möchte gefordert werden und ihre Leistung erbringen. Ihr starkes Temperament wird aber von einem sensiblen Wesen begleitet, welches manchmal schwer zu zu bändigen ist. Trakehner sind keine Anfängerpferde und sollten von erfahrenen Reitern geritten werden welche konsequent aber einfühlsam mit dem sensilben Tier umgehen können.
Aussehen: Der Trakehner ist heute ein modernes Sportpferd im klassischen Rechteckformat. Der Widerrist ist ziemlich ausgeprägt und geht in einen kräftigen Rücken über. Das Profil ist entweder arabisiert oder gerade – in beiden Fällen verrät das feine, anmutige Gesicht den Adel der Rasse. Die Ohren sind sehr beweglich und eher lang, der Hals ebenfalls lang und elegant geschwungen. Vom Körperbau her ist der Trakehner gut bemuskelt und sportlich.
Zuchtgeschichte / Einsatzgebiet: Die Herkunft des Trakehners liegt in Ostpreussen, genau genommen aus dem Dorf Trakehnen. Hier findet diese edle Pferderasse ihre Anfänge bereits im 13. Jahrhundert, als die Deutschordensritter Pferde für die Kampftruppen züchteten. Im 18. Jahrundert gründete der preußische König Friedrich Wilhelm das königliche Trakehner Stutamt. Das Gestüt hatte sehr elegante und starke Kutschpferde hervorgebracht.
Mit den Jahren ging der Fokus wieder weg vom Kutschpferd und es wurde erneut auf die Zucht von Militärpferden wert gelegt. Um die Rasse zu veredeln, d.h. schneller und wendiger zu machen, wurden im 19. Jahrhundert schliesslich Araber und englische Vollblüter bei der Trakehner-Zucht eingekreuzt. Der Trakehner gilt aufgrund seinens hohen Anteils an Vollblut als die edelste aller Warmblut-Rassen. Konkret heisst das, dass ausser Trakehnern nur Englisches Vollblut und Vollblut Araber, Shagya-Araber und Anglo-Araber eingekreuzt werden dürfen
Heute ist der Trakehner die am weitesten verbreitete Reitpferderasse in Deutschland. Aber auch weltweit ist sie sehr beliebt. Der Trumpf des Trakehners ist seine Vielseitigkeit. Es gibt unzählige Farbvariationen bei dieser Pferde-Rasse.
Hannoveraner im Portrait
Herkunft: Deutschland
Stockmaß: 150 – 180 cm
Gewicht: 550 – 750 Kg
Farben: Schimmel, Rappen, Braune, Füchse
Wesen und Eigenschaften: Die Wesenszüge sind äusserst freundlich, lernbegierig, aufmerksam, leistungsstark und ausgeglichen. Der Hannoveraner will etwas leisten und ist mutig und nervenstark. Diese Rasse ist zudem bekannt für ihren umgänglichen und gutmütigen Charakter. Seinem früherer Einsatz als militärisches Arbeitspferd ist es zu verdanken, dass der Hannoveraner auch heute noch ruhiger, unerschrockner und aufmerksamer ist als die meisten anderen Warmblut Pferde. Diese Pferderasse zeichnet sich zudem für den ässerst harmonischen Bewegungsablauf und eine sehr gute Rittigkeit aus.
Aussehen: Hannoveraner haben eine sehr ausgeprägte Muskulatur, welche sich vor allem am Hals zeigt. Die Beine sind ebenfalls kräftig und der Körperbau im Rechteckformat mit klaren Konturen. Das ideale Stockmass liegt bei 1,65 Meter. Trotz des eher massigen Körperbaus haben sie durch die Einkreuzung von Vollblutpferden und Trakehnern einen sehr edlen, trockenen Kopf mit freundlichen, wachen Augen. Das Hannoveraner Pferd hat ausserdem einen geraden, auffällig langhaarigen Schweif. Folgende Farbvariationen sind erlaubt: Schimmel, Rappen, Braune und Füchse.
Zuchtgeschichte / Einsatzgebiet: Die Anfänge der Hannoveraner-Zucht stammen aus dem 16. Jahrhundert. Damals wurden die kantigen Pferde für die Landwirtschaft und den Militärdienst gezüchtet. 1735 wurde das Landgestüt in Celle gegründet, wodurch eine zentrale Registrierung der Hannoveraner eingeführt wurde.
Anfangs 19. Jahrhunderts wurden vermehrt Vollblüter und englische Halbbluthengste eingekreuzt, um das etwas schwerfällige Pferd feingliedriger und sportlicher zu gestalten. Später wurden dann nur noch Hannoveraner untereinander verpaart. Im Vordergrund stand dabei der Einsatz als Kutsch- und Militärpferd. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das Einsatzgebiet drastisch: Aus dem ehemals etwas schweren Pferd sollte nun ein edles, großliniges und korrektes Warmblutpferd geschaffen werden, welches optimal für den Pferdesport und Freizeit ist. Es wurden aufs Neue Trakehner und Vollblüter eingekreuzt, um das Pferd noch weiter zu veredeln.
Die die niedersächsischen Warmblüter zeichnen sich vor allem auch druch ihre ausgezeichnete Sprugkraft aus und führen die Tiere immer wieder zu internationalen Erfolgen in Weltmeisterschaften und olympischen Disziplinen. So wurde der Hannoveraner zu einer der wichtigsten Pferderassen, vor allem im Bereich des Springreitens. Heute ist der Hannoveraner weltweit ein sehr beliebtes und verbreitetes Sport- und Freizeitpferd.
Oldenburger im Portrait
Herkunft: Deutschland
Stockmaß: 165 – 175 cm
Gewicht: 520 – 690 Kg
Farben: Alle Grundfarben, Schecken sind selten
Wesen und Eigenschaften: Der Oldenburger ist sehr leistungsstark, unverwüstbar und aufgeschlossen, aber dennoch freundlich und treu. Die Pferde haben einen starken Charakter und sind mutig, aber vernünftig. Die Rasse zeichnet sich zudem durch die robuste Gesundheit und hohe Loyalität aus. Oldenburger sind vor allem im Spring- oder Dressurbereich anzutreffen.
Aussehen: Der heutige Oldenburger entspricht in seinem Erscheinungsbild dem kräftigen Sportpferdetyp. Es sind großrahmige Pferde mit einer langen, starkknochigen Beinpartie. Der Rumpf ist gut bemuskelt und breit und weist einen eher längeren, starken Rücken und einen ausgeprägten Widerrist auf. Oldenburger haben eine steile Schulterpartie und einen kräftigen langen Hals. Der Kopf ist mittelgroß mit einem geraden Profil. Der Ramskopf, welcher früher für die Rasse typisch war, ist heute bei dem modernen Sportpferd durch gezielte Veredlung praktisch verschwunden.
Zuchtgeschichte / Einsatzgebiet: Die Oldenburger kommen ursprünglich aus dem Norden von Deutschland und wurden im 17. Jahrhundert als kräftige Zug- und Arbeispfere für Kutschen und Wagen eingesetzt. Dannach wurde aus der Pferderasse in kräfriges, elegantes Kutschpferd herausgezüchtet. Durch Einkreuzung von Vollblutpferden, Holsteinern und Hannoveranern hat sich die Rasse seit den 50er-Jahren zu einem edlen, international hoch dotieren Sportpferdetyp weiterentwickelt. Besonders im Springsport ist die Eignung des Oldenburgers deutlich zu sehen, da sie die Hindernisse verglichen mit anderen Rassen äusserst geschickt und bedacht überspringen.
Lipizzaner im Portrait
Herkunft: Slowenien
Stockmaß: 148 – 162 cm
Gewicht: 450 – 520 kg
Farben: Mehrheitlich Schimmel, selten Braune und Rappen
Wesen und Eigenschaften: Der Lippizaner ist im Wesen freundlich, anhänglich, sensibel und sehr temperamentvoll. Dabei sind diese Pferde äusserst leistungsstark, verlässlich und sehr intelligent. Dies macht sie äusserst vielseitig einsetzbar. Was den Lipizaner besonders auszeichnet ist das aussergewöhnlich grosse Vertrauen zum Menschen. Sie sind ziemliche Spätentwickler, d.h. mit der Longierarbeit und die anschliessende Gewöhung an den Sattel wird erst mit ca. 4 Jahren begonnen.
Aussehen: Der Lipizzaner ist ein mittelgrosses, kompaktes Warmblut Pferd mit einem sehr athletischen Körperbau. Der Kopf ist langgestreckt mit leicht konvexem Profil; Die Nüstern sind weit und die Augen gross, dunkel und aussdrucksvoll. Die Tiere haben wenig Widerrist und ein schön gebogener, kräftiger Hals. Der Körper ist mittellang, der Rücken kräfitg und die Beine eher kurz uns stark. Lipizzaner sind als Fohlen schwarz oder braun und erhalten erst mit einem Alter von ca. 7 bis 10 Jahren die typische Schimmel-Silberfarbe.
Zuchtgeschichte / Einsatzgebiet: Vor über 400 Jahren kaufte der österreichische Erzherzog Karl II. von Innerösterreich den Bischöfen von Triest den Hof Lipica ab, um dort Prunk- und Paradepferde für den Hof in Wien zu züchten. Dieses Ursprungsgestüt Lipica gehört heute zu Slowenien. Das einstige Prunk- und Armeepferd hat sich heute zu einem beliebten Sport- Reit- und Wagenpferd gewandelt.
Assoziiert wird der Lipizzaner aber auch hote noch gerne mit der Spanischen Hofreitschule in Wien, da sie dort auch heute noch in der klassischen Reitkunst ausgebildet werden.
American Quarter Horse im Portrait
Herkunft: USA
Stockmaß: 145 – 160 cm
Gewicht: 450 – 650 kg
Farben: 17 Fellfarben inklusive Schimmel und Schecken sind anerkannt
Wesen und Eigenschaften: Die Quarter Horses haben ein freundlich, ausgeglichens und gutmütiges, aber dennoch ehrgeiziges Wesen. Sie sind zwar sensibel, aber extrem nervensark, sehr lernfähig und leicht trainierbar. Ihnen wurde der sogenannte «Cow Sense» angezüchtet, den Instinkt von sich auch dem Rind zu folgen.
Aussehen: Das American Quarter Horse hat einen kurzen, edlen, geraden Keilkopf mit eher leinem Maul und grossen Augen und kleinen Ohren. Der Körper ist rechtickig und gut bemuskelt, wobei die Beine eher kurz und der Schweif tief angesetzt ist.
Zuchtgeschichte / Einsatzgebiet: Mit der Entdeckung Amerikas brachten die erstens Siedler Pferde unterschiedlicher Rassen aus ihrer Heimat mit. Aus all diesen Pferden entwickelten sich die Gebrauchspferde Nordamerikas. Durch Kreuzung verschiedener leistungsstarker, mutiger Pferderassen entwickelte sich die heutige Rasse, wobei auch diverse Vollblutpferde wir Araber eingekreuzt wurden. Daher gibt es auch Meinungen, dass es sich beim Quarter Horse um ein reines Vollblut Pferd handeln soll, obwohl es offizell als Warmblut gilt.
Ab dem 19. Jahrhundert wurden die Quarter Horses vermehrt bei Pferderennen eingesetzt. Die meisten sind jedoch Arbeitspferde und werden von den Cowboys eingesetzt. Sehr beleibt sind die American Quarter Horeses daher auch im Westernreiten.
Liste der beliebtesten Warmblut-Rassen
Es gibt mehr als 200 verschiedene Pferderassen auf der Welt, wovon 104 zu den Warmblütern gehören. Hier findest du eine Übersicht der verbreitetsten Warmblut-Pferde-Rassen:
- Achal Tekkiner
- American Saddlebred
- American Cream Horse
- American Curly Horse
- American Quarter Horse
- Andalusier
- Appaloosa
- Bayrisches Warmblut
- Berber
- Camargue Pferd
- Französisches Reitpferd
- Französischer Traber
- Friese
- Hannoveraner
- Holländisches Warmblut
- Holsteiner
- Irish Cob
- Islandpferd
- Knabstrupper
- Lipizzaner
- Lusitano
- Mustang
- Oldenburger
- Paint Horse
- Tennessee Walking Horse
- Trakehner
- Ungarisches Sportpferd
- Westfale