Die Kraft eines Pferdes verbunden mit der Präzision des Bogenschießens ergibt eine faszinierende Kombination: das berittene Bogenschießen. Diese Kampfkunst hat eine lange Tradition. Als moderne Sportart ist sie in Deutschland noch nicht lange bekannt. Erfreut sich jedoch zunehmendem Interesse
Im Folgenden möchten wir dir einen Einblick in diesen überaus interessanten Schießsport geben.
Was ist berittenes Bogenschiessen?
Beim berittenen Bogenschießen wird von einem Pferd aus mit einem Bogen und Pfeil auf ein Ziel geschossen. Damit der Pfeil sein Ziel erreicht sind nicht nur absolute Treffsicherheit und Schnelligkeit gefragt, auch eine völlige Harmonie zwischen Reiter und den Bewegungen des Pferdes ist notwendig.
Während in früheren Zeiten das berittene Bogenschießen in Jagd und Krieg zur Überlebenssicherung ganzer Völker eingesetzt wurde, übt man es heutzutage nur noch als Kampfsportart aus.
Als Turniersport hat das berittene Bogenschießen zum Ziel aus dem Galopp heraus möglichst viele Pfeile auf eine Zielscheibe zu platzieren. Galopp ist dabei die bevorzugte Gangart. Das berittene Bogenschießen kann jedoch aus jeder Gangart heraus vollführt werden.
Geschichte des berittenen Bogenschiessens
Der Sport des berittenen Bogenschießens entwickelte sich aus der Kriegskunst asiatischer Steppenvölker. Diese Reitervölker nutzten ihre hervorragenden Fähigkeiten im Bogenschießen und ihren sehr sicheren Umgang mit Pferden um in Hinsicht der Nahrungsbeschaffung und der Kriegsführung Vorteile zu erlangen.
Die Kampftaktik des Bogenschießens zu Pferde basiert auf der Schnelligkeit des Kämpfers. Diese macht blitzschnelle Angriffe und einen ebenso raschen Rückzug möglich. Selbst das Rückwärtsschießen über die Kruppe des Pferdes ist möglich, was zu einer fast uneinholbaren Überlegenheit in Jagd und Krieg führte.
Viele Jahrhunderte geriet die Kunst des berittenen Bogenschießens in Vergessenheit bis der Ungar Lajos Kassai in den 80er Jahre diese Kampfkunst wiederentdeckte. Er gründete den Weltverband «Horseback Archery World Association (HAWA)», welche ein modernes Wettkampfsystem und Schüler-Meister-Grade vorsieht.
Die erste Deutsche Meisterschaft fand im Jahre 2006 statt und wurde vom Verein, «Die Steppenreiter e.V» ausgerichtet.
Das ideale Pferd
Der ideale tierische Partner für das berittene Bogenschießen besitzt ein ruhiges Gemüt und einen gutmütigen Charakter. Außerdem sollte das Pferd eine solide Grundausbildung durchlaufen haben um nicht vor den ungewohnten Bewegungen auf seinem Rücken und den Geräuschen der schnalzenden Sehne zu erschrecken. Ein Pferd, welches eher einem flachen Galopp zugeneigt ist, ist zu bevorzugen.
Die Größe des Pferdes spielt bei der Auswahl für den Bogensport keine Rolle.
Bevor die ersten Schüsse vom Pferderücken abgegeben werden, sollte das Pferd gründlich auf die neue Herausforderung trainiert werden. Dazu gehört vor allem die Desensibilisierung bezüglich des Pfeil und Bogens. Das Pferd darf weder vor dem Bogen und den Pfeilen selbst, noch vor dem Schnalzen der Sehne scheuen. Lässt es sich, nach intensiven Gewöhnungsmaßnahmen, also am ganzen Körper mit Pfeil und Bogen abstreichen und reagiert gelassen, wenn du einen Pfeil neben ihm abschießt hast du die größten Hürden erst einmal geschafft.
Dann gilt es die ersten Schüsse vom Sattel aus vorzunehmen. Treten auch dabei keine Probleme auf sind du und dein Pferd ein gutes Bogenreiter-Team.
Der passende Bogen
Grundsätzlich kann jede Art von Bogen auch auf dem Pferd verwendet werden. Da jedoch nach allen Seiten und auch nach hinten geschossen wird eignet sich ein kurzer handlicher Bogen am besten. Diese Bögen nennt man Reiterbögen.
Reiterbögen sind robuste, kleine und sehr leichte Bögen in Form eines Recurvebogen. Der Auszug der Sehne ist relativ lang, was die Schusskraft erhöht. Die verkürzten Wurfarmen machen den Reiterbogen zwar sehr handlich erschweren jedoch die Treffsicherheit.
Reiterbögen besitzen keine Pfeilauflage, deshalb müssen die verwendeten Pfeile auch mit einer flexiblen Naturbefiederung ausgestattet sein. Eine Plastikfahne würde zu schwer sein und den Pfeil ablenken.
Das Reiten als Basis für das Bogenschiessen zu Pferd
Um das berittene Bogenschießen auszuüben ist es notwendig das Pferd selbstverständlich zu beherrschen und auch ohne Zügel bei jeder Gangart sicher im Sattel zu sitzen. Dabei sollte man sich nicht nur auf das Erlernen reiner Reit-Techniken beschränken, auch das intuitive Verstehen des Pferdes und seiner Bedürfnisse ist wichtig um während des Turniers eine ausgewogene Harmonie und perfekte Schussergebnisse zu erzielen.
Das Reittraining für das Bogenschießen unterscheidet sich vom klassischen Reiten in vielerlei Hinsicht. Zum einen wird meist ohne Sattel trainiert oder mit einem Lammfellsattel, der einen intensiven Kontakt mit dem Pferd ermöglicht. Nur so kann der Bogenschütze lernen seinen Unterkörper komplett auf den Rhythmus des Pferdes einzustellen. Als nächstes lernt der Bogenreiter seinen Oberkörper getrennt von den Bewegungen des Pferdes zu bewegen um den Bogen ruhig und zielgerichtet führen zu können. Zum anderen ist es äußerst wichtig das sichere Reiten ohne Zügel, insbesondere auch im Galopp, zu trainieren.
Was beim berittenen Bogenschiessen zu beachten ist
Damit das berittene Bogenschiessen auch erfolgreich ausgeübt werden kann, muss einiges beachtet werden.
Der Schuss
Der Bogenschuss selbst muss am Boden, im Stehen, absolut sicher sein. Dabei solltest du nicht nur den Vorwärtsschuss, sondern auch den seitlichen und den Rückwärtsschuss (den sogenannte Partherschuss) verinnerlicht haben. Schüsse aus der Bewegung heraus sollten ebenfalls kein Problem für dich darstellen.
Das Bogenschießen zu Pferd hat noch einige weitere Besonderheiten. Beispielsweise sind beide Augen beim Zielen geöffnet. Wobei ein Zielen im eigentlichen Sinne, durch die ständige Bewegung kaum möglich ist. Sitzt du im Sattel wird der Bogenschuss zu einer rein intuitiven Angelegenheit.
Der Schuss vom Pferderücken kann sitzend aus dem Sattel heraus oder stehend erfolgen. Immer jedoch sollte er während einer ruhigen Phase, meist also während der Flugphase, abgegeben werden. Auch hier zeigt sich wieder deutlich, wie wichtig es ist das Reiter, Pferd und Bogen quasi zu einer Einheit verschmelzen.
Beachte bei der Anvisierung der Zielscheibe, dass die Geschwindigkeit des Pferdes den Flug des Pfeils beeinflusst. Setze dein Ziel deshalb links von der Zielescheibe an und schiesse bei schnellem Galopp langsam und bei langsamen Galopp schnell.
Während des Schusses solltest du das untere Bogenende von deinem Pferd weg positionieren. Das Schießen vorwärts über den Kopf des Pferdes ist dabei technisch der schwerste Schuss, der Rückwärtsschuss hingegen erfordert ein enormes reiterliches Können.
Halte deinen Blick auch während des Nachladens auf das Ziel gerichtet. Das Nachladen muss extrem schnell ohne Hinschauen stattfinden. Deshalb halten Bogenreiter ihre Pfeile meist zwischen den Fingern der Bogenhand. Ein geübter Bogenreiter hält bis zu 12 Pfeile. Auch das Ziehen der Pfeile bedarf einiges an Übung.
Das Reiten
Die Turnierbahn muss im Galopp durchlaufen werden. Dabei sollte das Pferd weder vor noch nach einem Schuss angetrieben werden. Besser ist es auf einen gleichmäßigen, flachen Galopp zu setzen. Das kann unter Umständen eine große Herausforderung sein, denn viele Pferde lieben es ohne Zügelführung einfach los zupreschen. Nach erfolgreich absolvierten Schüssen wird erst in der Auslaufzone angehalten, die dann auch schnell für den nächsten Reiter frei gemacht werden muss.
Während des Schießens solltest du auf eine gute Balance im Sattel achten. Vermeide unnötige Gewichtsverlagerungen oder unbewusstes Anlegen der Schenkel, welche das Pferd nervös machen könnten.
Sei immer auf ein abruptes Abbremsen oder Beschleunigen des Pferdes vorbereitet und sei dir über deine richtige Reaktion darauf klar. Sollte doch ein Sturz drohen müssen Pfeil und Bogen sofort weggeworfen werden.
Sattel und Steigbügel
Das berittene Bogenschiessen kann aus jedem Sattel heraus vollzogen werden. Einige Modelle eignen sich jedoch in besonderem Maße für diese Sportart. Dies hängt insbesondere mit der Position der Steigbügel zusammen. Gelangen diese sehr weit unter den Reiter, ist es einfacher sich im Sattel aufzurichten und eine gute Balance auch im Stehen zu behalten.
Natürlich gibt es spezielle Sättel die auf die Erfordernisse des berittenen Bogenreitens angepasst sind. Alternativ ist ein Dressursattel zu empfehlen. Aber auch jeder andere Sattel kann mit ein paar Handgriffen auf die Bedürfnisse des Bogenreiters angepasst werden.